Als junger Mensch ist man biegsam wie eine Luftschlange. Mit den Jahren verändert sich das. Das Lernen fällt uns schwerer, das Umsetzen auch. Steifigkeiten und Schmerzen begleiten unseren Weg.
Worin liegt dieses typische Phänomen des frühzeitig alternden Menschen unserer heutigen Zeit begründet?
Unser Geist und unser Körper – so der Ayurveda – ist von sich veränderten Einflüssen umgeben. Können wir diese Einflüsse auf der körperlichen oder psychischen Ebene nicht mehr verdauen, kommt es zu einem Ungleichgewicht auf beiden Ebenen.
Ursache des Ungleichgewichtes können starke emotionale Empfindungen sein oder eine unstete, unangepasste Lebensweise. Dieses Ungleichgewicht äußert sich durch eine Hyperkontraktion aller Muskelpartien, sowohl der Skelettmuskulatur (nicht vom Menschen durch seinen Willen beeinflussbar), als auch der Muskulatur, die sich willentlich beeinflussen lässt. Der akute Schmerz ist meist lokal, oberflächlich und verschwindet nach wenigen Tagen. Im Ayurveda sprechen wir von einer Überreizung der weniger tiefen Gewebestrukturen. Der chronische Schmerz oder systemische Schmerz ist in der Regel ein Hinweis auf eine Organschädigung oder Schädigung eines ganzen Organsystems.
Unsere Emotionen beeinflussen eine Untergruppe von Hormonen, die Transmitter genannt werden. Sie werden von den Nerven an ihrem synaptischen Spalt freigesetzt und kontrahieren den damit verbundenen Muskel.
Starke Emotionen führen zu einer undifferenzierten Dauerfreisetzung des Transmitters an allen Übergängen des Nervensystems. Schaffen wir Bewusstsein, sind koordinierte Bewegungen erst möglich. Wir regulieren damit den differenzierten Austausch an den Synapsen und sind in der Lage bestimmte Muskelpartien zu spannen, während wir zur gleichen Zeit an anderer Stelle entspannen. Um das Gleichgewicht halten zu können benötigen wir beides zur gleichen Zeit. Mit unserem Bewusstsein regulieren wir unsere Bewegungen, unsere Kommunikation zwischen Körper und Geist und unsere Kommunikationsfähigkeit auf allen Ebenen.
Baut sich in uns Zorn auf, verengen sich kurzzeitig die Gefäße, der Blutdruck steigt – wir nehmen eine starre Haltung ein. Die Neurotransmitter donnern aus dem synaptischen Spalt und kontrahieren das Muskelsystem. Es kommt zu Blockaden und mit ihm der Schmerz.
Befinden wir uns im Rausch positiver Emotionen wird sich zunächst der Körper öffnen. Das Blut rennt durch die geweiteten Gefäße, bis unsere Organe erschlaffen und den Blutstrom reduzieren müssen, um nicht zu kollabieren. Die Gefäße verengen sich schlagartig, was zu einem Kater mit tiefer, geistiger Ernüchterung führt. Unser ernüchterter Geist giert in Folge erneut nach dem Rausch und treibt über die Transmitter unseren Körper erneut an.
Jeder von uns hat schon einmal eine durchzechte Nacht erlebt mit ihren spezifischen Folgen.
Auf der immateriellen Ebene erleben wir den Kater als Krise.
Auf Dauer wird unser Geist mit seiner emotional bewertenden Art unser Dasein beherrschen. Es wird den Körper überfordern, bis er schmerzt. Selbstverständlich kann es auch durch ein äußerliches Trauma oder Infektion zu einem schmerzenden Körper kommen, der unsere Emotionen verändert.
In der Welt des Ayurveda ist die Emotion der Gegenspieler zum Bewusstsein. Während starke Emotionen in Verbindung zu Schmerz, Blockaden und mangelnde Kommunikationsfähigkeit gesehen werden, besitzt das Bewusstsein die Fähigkeit das Gleichgewicht zu erhalten, die Lebensqualität zu erhöhen, sowie die Kommunikationsfähigkeit zu stärken.
Ich freue mich, dass ich diese kernigen Texte der Veden in eine moderne, westliche Sprache übersetzen kann und Menschen damit helfen kann, ihren Weg zu finden.