Die Inkontinenz betrifft in Zahlen ca. 10 Millionen Menschen in Deutschland. Die Dunkelziffer ist sehr hoch. Es handelt sich um ein Tabu-Thema, wie viele andere Themen auch, die sehr persönlich und mit Schamgefühl behaftet sind.
In der Heilpraxis begegnen uns verschiedene Formen der Inkontinenz, zunächst aufgeteilt in das Urogenitalsystem und das Verdauungssystem. Ich beschäftige mich heute mit dem häufigsten Thema aus meiner Praxis, der Inkontinenz des Urogenitalsystems. Betroffen davon sind sowohl Männer als auch Frauen.
Ursachen sind in vielerlei Hinsicht ernst zu nehmen und sind meist dem muskulären System in Trägerfunktion zuzuordnen. Sie ist aber auch gerne eine Begleiterscheinung bei Nervenerkrankungen. Häufig beobachten wir auch eine Zunahme der Inkontinenz bei Mehrfacherkrankungen. Äußerliche Einflüsse wie Infektionen, Operationen, Geburtstraumen, etc. müssen bei jeglicher Form von Inkontinenz immer im Fokus stehen.
Erwiesenermaßen ist das Beckenbodentraining als Präventivmaßnahme, sowie Sportarten, die den Beckenboden unterstützen zu fördern. Besonders hervorheben möchte ich hierbei das Reiten.
Bedauerlicherweise wird schwangeren Reiterinnen von vielen Gynäkologen vom ersten Tag der festgestellten Schwangerschaft abgeraten, ihrem geliebten Hobby nachzugehen. Meiner Meinung nach ein großer Fehler. Reitende Gynäkologinnen stehen hinter meiner Ansicht, dass Reiten in der Schwangerschaft dem Beckenboden hilft sich nach der Geburt schnell zu regenerieren ohne merkliche Schäden zu hinterlassen. Das Risiko einer Erschütterung, die zu einer Fehlgeburt führen kann, ist bei sicheren Pferden, wie sie das Westernreiten bietet so gut wie ausgeschlossen. Überschaubar bleibt auch ein minimales Risiko beim entspannten „Schritt reiten“.
Mir persönlich hat „reiten“ nicht geschadet. Ich bin bis 3 Tage vor der Geburt weiterhin im Sattel gesessen. Die Geburt verlief reibungslos ohne Einwirkung von Personal. Gegen Ende des Wochenbetts saß ich schon wieder im Sattel.
Die Beschwerden der Inkontinenz reichen über unbemerktes Tröpfeln, ausgelöstes Tröpfeln durch Husten und Niesen, Nachtröpfeln nach dem willentlich gesteuerten Urinieren, schwallartiges Wasserlassen durch Bewegung, in Ruhe und beim Schlafen.
Während sich die Ursache muskulärer Dysfunktion des Beckenbodens gut diagnostizieren und behandeln lässt, ist ihre idiopathische, kleine Schwester, schulmedizinisch - ohne genaue Herkunft - nicht erklärbar. Auch die sekundär auftretende Inkontinenz basierend auf einer Grunderkrankung erscheint konventionell schwierig behandelbar. So mein Eindruck!
Betrachten wir den Menschen ganzheitlich, öffnen sich meist nach gründlicher Anamnese die vermeintlich verschlossenen Türen einer Diagnose.
Ganz vorneweg möchte ich die Inkontinenz basierend auf der Ursache in Verbindung mit dem Nervensystem hinweisen. Eine Blockade am unteren Ende des Rückenmarks, eine Entzündung der sympathischen Nervenfasern, die den Blasenschließmuskel innervieren, sowie auch Blockaden im oberen Bereich der Wirbelsäule können Ursachen des Problems sein. Hormonell möchte ich die Dysfunktion des vegetativen oder autonomen Nervensystems erwähnen. Die Nähe und unmittelbare Wechselwirkung des Hormonsystems zum Nervensystem spielen bei Inkontinenz eine große Rolle. Auch kann Inkontinenz eine Begleiterscheinung von Morbus Parkinson sein oder einer Demenz oder eben anderen systemischen, entzündlichen Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Sie kann allerdings auch als Hinweis einer beginnenden Manifestation im organischen Gewebe gedeutet werden.
Auch in der Naturheilkunde gilt es die Stecknadel im Heuhaufen zu finden und erfordert vom Patienten, sowie Behandler viel Geduld, Vertrauen und eine Portion gesunden Mitwirkens. Bis zu ihrer Auflösung und der Behandelbarkeit einer Inkontinenz werden bei mir in der Praxis verschiedene Ansätze zur selben Zeit gestartet. Ohne schulmedizinischen Befund und der Herangehensweise per Ausschluss Verfahren, gleicht mein erster, ganzheitlicher Therapieansatz - oberflächlich betrachtet und für Laien nicht durchschaubar - mit einem Schuss ins Nichts. In den meisten Fällen jedoch beginnt der Körper des Betroffen zu reagieren, zu kommunizieren und zeigt mir früher oder später die erste Tür, hinter der sich der Weg zur Lösung verbirgt. Hat sich die Inkontinenz manifestiert dauert die Behandlung entsprechend lange und birgt Gefahren der emotionalen Höhen und Tiefen, die ein konstantes, psychosoziales Engagement des Behandlers erforderlich macht.
Meist kommen Frauen mit Inkontinenz besser zurecht als Männer. Sie sind durch jahrelanges Training im Umgang mit ihrer Periode geschult.
Welche Maßnahmen sind hilfreich beim ersten Auftreten einer leichten Inkontinenz? Die Ursachen einer leichten Inkontinenz durch Tröpfeln basiert oft auf der Grundlage einer vorausgegangenen Infektion der Blase, der Nieren, aber auch einer Infektion der Atemwege. Ich empfehle stets bei anhaltenden Symptomen zunächst einen Urintest zu machen, um alle Eventualitäten auszuschließen. Bewährt hat sich hierbei der Test zur Früherkennung von Harnwegsinfekten und Diabetes. Grundsätzlich ist eine Reduzierung von Zucker und Salz immer eine gute Entscheidung, sowie die Reduzierung harntreibender Stoffe. Bei hohem Blutdruck, in Kombination mit Medikamenten und beidseitig geschwollenen Fußgelenken, sollte das Medikament und seine Nebenwirkungen genauer unter die Lupe genommen werden.
Die Ursache einer Inkontinenz aus ayurvedischer Sicht ist in vielen Fällen eine Schwachstelle oder Blockade im Organsystem, sowie eine Blockade des energetisch-mentalen Systems. Da im Ayurveda weder Psyche noch Körper noch ihre Funktionen die letzten viertausend Jahre voneinander getrennt wurden, besteht hierin die größte Chance Inkontinenz ganzheitlich zu behandeln. Als Brandbeschleuniger hat sich hierbei der parallele Einsatz von Homöopathie sehr bewährt, dessen Diagnose- und Behandlungsverfahren der Ayurveda-Medizin sehr ähnelt. Mit Hilfe der Homöopathie rege ich das geplagte Organsystem an mit mir zu kommunizieren.
NAMASTE
Gabriele Oppermann
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